Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) legt in der Diskussion um den Breitbandausbau nach. Während die Telekom im Vectoring eine Möglichkeit sieht, robuster gegenüber den Kabelnetzbetreibern zu werden, befürchtet der BREKO eine ernste Wettbewerbsverzerrung.
Bei einem Investitionsvolumen von 80 Milliarden Euro, kommt selbst ein Gigant wie die Deutsche Telekom ins Schwitzen. Diese Summe kommt bei einer theoretischen Glasfaser-Vollversorgung bis ins Haus (FTTH) zusammen. Praktischer ist da schon Glasfaser bis zum Kabelverzweiger (FTTC). Die unscheinbaren grauen Kästen, oft beklebt oder besprüht, beherbergen ein enormes Potential. Mittels Vectoring werden hier kostengünstig Download-Geschwindigkeiten bis 100 MBit/s freigesetzt. Während damit zumindest meist mit den Kabelnetzbetreiber gleichgezogen werden kann, hat es besonders der Upload in sich. 40 MBit/s sind eine Ansage. Doch der BREKO dämpft die Euphorie über die neue Technik. In einer aktuellen Mitteilung sieht er „die Erfolge aus 15 Jahren Infrastrukturwettbewerb“ in akuter Gefahr.
Trifft Breitband-Vollversorgung auf schlichten Eigennutz?
Unter den „richtigen“ Rahmenbedingungen wäre die Telekom bereit, in den nächsten vier Jahren 24 Millionen Haushalte per Vectoring anzubinden. Um die massiven Investitionen abzusichern, stellt die Telekom jedoch einige Forderungen. Darunter die volle Kontrolle über alle Leitungen. Nach Ansicht des BREKO liegen dabei der Telekom die bislang unterversorgten Gebiete wenig am Herzen. Denn wenn ein Haushalt zu weit vom Kabelverzweiger entfernt ist, hilft auch Vectoring nicht mehr viel. Die Anzahl der von der Telekom genannten Haushalte, würde dabei exakt den von den Kabelnetzbetreibern erreichbaren Haushalten entsprechen.
Mehr als nötig fordern, Wunschforderung erhalten?
Grundsätzlich herrscht Einigkeit über den Sinn von Vectoring, der konkrete Betrieb bleibt jedoch ein strittiger Punkt. Der BREKO appelliert an die Politik, regulierend einzugreifen. Drei Kernpunkte stehen auf der Agenda: Der Zugang zum entbündelten Kabelverzweiger soll erhalten werden, alle Netzbetreiber sollen Vectoring ohne Abstriche einsetzen können und der Ausbau mit Glasfaser soll weiter vorangetrieben werden. Nur so könne der Bedarf an Bandbreite langfristig gedeckt werden. Die Lebenszeit der längst refinanzierten Kupferleitungen würde durch Vectoring künstlich hinausgezögert.
Natürlich ist insbesondere letzteres Argument kein wirklicher Grund gegen Vectoring. Um die sicherlich nicht kurze Zeit bis zu einem großflächigen Glasfaser-Ausbau zu überbrücken, ist Vectoring eine mehr als sinnvolle Übergangslösung. Auch der Gedanke, den Kabelnetzbetreibern etwas mehr entgegensetzen zu können, ist nicht verkehrt. Bei der Diskussion um Erdkabel darf schließlich nicht vergessen werden, dass LTE auch ein legitimes Mittel zur Breitbandversorgung ist. Insofern scheint der BREKO gerade möglichst viel Verhandlungsmasse anzuhäufen, um dann bei Zugeständnissen schmerzloser nachgeben zu können.
Weiterführendes
Quellen: BREKO, Deutsche Telekom
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