Die Foren im Internet sind voll mit Hilferufen der Art: „DSL viel zu langsam“, „VDSL-Anschluss langsamer als versprochen“ oder „Nur noch die Hälfte der Leistung!“. Die meisten suchen den Fehler verständlicher Weise beim Anbieter. Doch nicht immer liegt der Fehler dort. Oft können mit wenigen, gekonnten Handgriffen die Bremsen gelöst oder zumindest die Geschwindigkeit stark optimiert werden.
Zunächst sollten Sie mit einem Speedtest prüfen, wie viel Ihr Anschluss zurzeit leistet. Gemessen wird die Downloadrate, die Uploadrate und die Pingzeit. Also die Dauer in Millisekunden, bis eine Seite auf eine Anfrage antwortet.
Abweichungen von 10 - 30 Prozent im Tagesverlauf sind übrigens völlig normal und reichen noch nicht für eine Mägelbeschwerde beim Provider. Gründe für Abweichungen können zum einen Messfehler sein, technische Faktoren beim Kunden oder natürliche Schwankungen (Tageszeit) bedingt durch die unterschiedliche Auslastung. Ärgerlich wird es aber spätestens dann, wenn man zum Beispiel VDSL mit 100 MBit/s gebucht hat, aber nur 40-50 MBit ankommen. Dann verschenkt man unter Umständen unnötig Geld. Nämlich so viel, wie der langsamere Tarif kosten würde.
Es gibt zweierlei Arten von Tunigmaßnahmen für Ihren (V)DSL-Anschluss. Zum einen per Software und zum anderen mittels Optimierungen an der Hardware. Also Kabel, Router und Peripherie. Los geht es mit den Software-Tuning-Tipps!
Nicht selten genügen schon ein paar Einstellungen in Windows oder die Bemühung einiger Bordmittel des Betriebssystems zur Optimierung. Im Prinzip kommen drei softwareseitige Bremsen in Frage: Ungünstige Einstellungen bei den TCP-Parametern (MTU etc.) und eine falsche Konfiguration der Softwarefirewall bzw. des Virenscanners. Wer ungern selbst Einstellungen am System vornehmen möchte, kann auch eine Reihe von Programmen zur Optimierung der Systemeinstellungen nutzen.
» MTU-Parametern optimieren;
» Tipps zur Softwarefirewall;
» Tipps zum Virenscanner
Halten Sie ansonsten das Betriebssystem und Browser stets auf dem neuesten Stand. Insbesondere der Browser kann beim Surfen ebenfalls als Bremse wirken. Als schnellster Browser gelten der Firefox und Googles "Chrome". Speedfans sollten hingegen einen weiten Bogen um den (alten) Internet-Explorer machen. Der neuere Edge von Microsoft ist dagegen ebenfalls recht flott. Für den Firefox gibt es zudem eine spezielle 64-Bit Variante. Wer ein 64-Bit-Betriebssystem hat, sollte darauf achten die passende Version zu verwenden.
Weit mehr Fehlerquellen, aber auch mehr Potenzial für Optimierungen, lauert auf Seiten Ihrer Internet-Hardware. Angefangen beim Router, über sämtliche WLAN-Geräte, Netzwerkkarten, LAN-Kabel und [...]. Zahlreiche Faktoren können dafür sorgen, dass Ihre VDSL-Flatrate nur halbe Leistung bringt, die eigentlich technisch möglich wäre. Hier geht probieren über studieren! Überall können Leistungsreserven möglich sein. Viel Erfolg beim Tuning! Wie, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.
2.1) LAN-Kabel prüfen
Es klingt banal. Aber ein falsches bzw. schlechtes Netzwerkkabel kann bereits der Anfang vom Ende sein. Es gibt zunächst zweierlei Netzwerkkabel: Patch und Crossover. Zwischen PC und Router sind stets Patchkabel zu verwenden. Nur zwischen zwei Rechnern selbst kommen Crossover-Kabel zum Einsatz. Verwenden Sie nach Möglichkeit nur hochwertige LAN-Kabel. Insbesondere dann, wenn lange Strecken zu überwinden sind.
Achten Sie auf Begriffe wie „Geschirmt“, „PIMF“ (Paare in Metallfolie) und mindesten Kategorie 5 (CAT5). Besser 6 oder mehr. Mehr dazu hier.
Dauer: ~30 min | Status: wichtig | Performance Gewinn: mitunter hoch
2.2) neue Hardware
Wenn VDSL zum Einsatz kommt, ist es natürlich unumgänglich, einen VDSL-fähigen Router (oder Modem) einzusetzen. Sollten Sie ein älteres Modell (>5 Jahre) nutzen, ab in den nächsten Fachmarkt! Denn um beispielsweise 100 MBit-Tarife zu nutzen, muss das Gerät mindestens Vectoring unterstützten. Für die noch neueren 250 MBit VDSL-Flats ist sogar Supervectoring nötig.
Auch den Support der neusten WLAN-Standards empfehlen wir dringend! Die leistungsstärksten sind aktuell von WLAN ax (802.11ax) alias WIFI 6 und 802.11be alias WIFI 7. Zudem sollten hochwertige Geräte, wie etwa von AVM, gewählt werden. Verzichten Sie auf Billiggeräte für unter 50 €. Aus eigener Erfahrung hat man damit nicht viel Freude. :-)
Dauer: ~ 60-120 min | Status: enorm wichtig | Performance Gewinn: sehr hoch
2.3) Firmware Update
Nicht selten stehen zuhause hochwertige und relativ moderne WLAN-Router herum, die wesentlich mehr könnten! Insbesondere AVM liefert in regelmäßigen Abständen Updates der Router-Firmware. Bei neueren AVM-Modellen (und bei den meisten Geräten anderer Hersteller) reicht ein Mausklick im Routermenü, um dies durchzuführen. Bei älteren Geräten kann es sein, dass die Datei separat eingespielt werden muss. Dennoch ein Kinderspiel, für das kostenlos neue Features, Bugfixes und Performancegewinne winken.
Dauer: ~ 5 min | Status: zu empfehlen | Performance Gewinn: mittel
2. 4) Positionierung des WLAN-Routers (nur bei WLAN)
VDSL ist geschaltet und der Router angeschlossen?! Bei vielen verschwindet das gute Stück leider in Nähe der Verteilerdose im Schränkchen. Ein Fehler! Zwar mag wohl nicht jeder die grauen Kästen mit Antenne im unmittelbaren Sichtfeld stehen haben. Dennoch ist ein geeigneter Platz sehr wichtig für optimalen Empfang und somit optimale Leistung. Wie sie den optimalen Platz für den Router finden, erfahren Sie in unserem Ratgeber zur Routerpositionierung.
Dauer: ~ 0,1 bis 2 Stunden | Status: sehr wichtig | Performance Gewinn: sehr hoch
2.5) richtig "funken" will gelernt sein - WLAN optimieren
Neben der korrekten Positionierung des WLAN-Routers und der Empfangsgeräte (Punkt 2.4), gibt es noch zwei mögliche Optimierungsansätze. Erstens: Finden Sie einen möglichst unbesetzten Kanal. Nicht selten funken viele Nachbarn zufällig auf demselben Band wie Sie. Das kann zusätzlich zu Störungen führen und die Leistung mindern! Gute Router zeigen in einer Übersicht die belegten und freien Kanäle. Die Fritz!Box von AVM - ab Modell 7170 - und mit aktueller Firmware (siehe Punkt 2.1), messen sogar die Störrate auf jedem Kanal.
Dauer: ~ 10 - 20 min | Status: zu empfehlen | Performance Gewinn: mittel bis hoch
Wenn alles nichts hilft, kann es gut sein, dass Ihr DSL- bzw. VDSL Anbieter Ihnen doch nicht genug Downloadleistung liefern kann. Dazu muss man folgendes wissen: Bei allen xDSL-Techniken sinkt die Leistung mit jedem Meter zum nächsten Verteilerkasten, da Kupferkabel für die Stecke verbaut wurden. Also auch bei VDSL! Daher genießen meist nur Haushalte in der Nähe der Verteilerkästen die volle DSL- oder VDSL-Leistung.
Wer weit ab wohnt, kann nur noch ein Bruchteil der theoretisch möglichen 50-250 MBit nutzen. Wenn Ihr Haus dagegen direkt per Glasfaser angeschlossen ist (FTTB/H), sind Datenraten bis zu 2000 MBit/s drin (Glasfaser-Internet).
Die Anbieter wissen um das eben beschriebene, technische Dilemma. Aus technischen Gründen kann kein (V)DSL-Anbieter eine Downloadrate garantieren. Daher sichern sich die Provider mit „bis“ Angaben ab. Es heißt also im Vertrag zum Beispiel „bis 50.000 Kbit/s“. Nur wenn die Leistung in den Bereich absinkt (mit valider Leitungsmessung vom Techniker), wo der nächst günstigere Tarif beginnt, haben Sie ganz gute Karten.
Die Bundesnetzagentur empfiehlt Beschwerden dann, wenn an zwei Tagen und mehren Speedtests die Datenrate nicht wenigstens einmal 90 Prozent der beworbenen Leistung erreicht.
Bestehen Sie dann auf ein Tarif-Downgrade. Rein rechtlich ist die Frage nach einem Anspruch jedoch noch umstritten. Die Verbraucherzentralen kämpfen seit Jahren für eine kundenfreundliche Lösung.