Ein kabelloses Heimnetzwerk (W-LAN oder WIFI) ist an sich eine feine Sache. Es lassen sich zahllose Geräte problemlos ohne Kabel-Chaos ins Internet bringen oder miteinander vernetzen. Egal ob das iPhone, die Playstation, der Smart-TV-Fernseher, alle PCs und Laptops oder das Internet-Radio in der Küche. Alles geht per WLAN ins Netz. Doch immer wieder ärgern sich Nutzer in Foren über zu wenig Leistung (Downloadrate zu niedrig), Störungen und lästige Abbrüche. Wir zeigen, wie Sie diesen Problemen aus dem Weg gehen können.
Da gibt es leider viele Störfaktoren, die in Frage kommen. Der verbreitetste WLAN-Standard sendet nach wie vor auf einem Frequenzband um 2,4 GHz. Der Betrieb auf 5 GHz (oder kombiniert), setzte sich die letzten Jahre erst schrittweise durch. Zudem wissen viele Verbraucher nichts von den Vorzügen und funken einfach in der Standardeinstellung weiter. Das Problem? Einige Elektrogeräte, wie Mikrowellen oder Babyphones, können den Funkraum im 2,4 GHz Bereich stören. Auch Wasserleitungen! Denn die sogenannte Erregerfrequenz von Wasser liegt dummerweise ebenfalls bei rund 2,4 GHz. Die Folge: Wasser schirmt die Strahlen perfekt ab, nicht nur dicke Wände.
Ein Hauptproblem ist aber schlicht und einfach die „Verstopfung“ der WLAN-Funk-Kanäle mit zu vielen anderen WIFI-Netzwerken in der Nachbarschaft. Die Zeiten, wo die wenigsten einen WLAN-Router DSL oder VDSL zu Hause haben, sind bekanntlich längst vorbei. Wer in einem Mehrfamilienhaus wohnt, hat im Schnitt zwischen 20 und 100 private oder geschäftliche WLAN-Netze in unmittelbarer Sendereichweite. Sehen Sie in Ihrem Router doch einfach einmal nach! Das könnte dann so aussehen wie folgt.
Zunächst einmal eine Liste der Kennungen (SSIDs) in der Nähe unseres Büros als Beispiel:
Die Fritzbox listet also satte 74 andere Netze im Reichweitenumfeld auf, enorm also! In unserem Fall ungefähr die Hälfte davon auf 2,4 oder 5 GHz. Werfen wir daher kurz einen Blick auf den Belegungsplan.
Screenshot der WLAN-Belegung im Haus unserer Redaktion - kein ein Kanal ist frei auf 2.4 GHz | Router: AVM Fritzbox
Blau zeigt belegte Kanäle (horizontal) und Bänder (vertikal), so dass in diesem Fall fast sämtliche Ressourcen belegt sind. Falls Ihr Router keine Möglichkeit bietet, WLANs in der Umgebung zu analysieren, empfehlen sich etliche Smartphone-Apps die ähnliches leisten. Eine sehr gute Andoid-App, wie wir finden, ist der Wifi-Analyser. Aber auch die AVM WLAN App leistet viel!
Lösung: Entweder Sie wechseln auf einen noch unbelegten Kanal oder tauchen ganz ab in den Bereich von 5 GHz. Viele Internet-Kunden und WLAN-Router nutzen nämlich wie vor das Frequenzband um die 2.4 GHz. Dabei gibt es schon seit zig Jahren den WLAN-Standard ("802.11n“, oft kurz „N“-Standard), welcher neben dem herkömmlichen Frequenzbereich auch mit 5 GHz betrieben werden kann. Der neuere "AC"-Standard (802.11ac alias WIFI5), funkt sogar ausschließlich auf diesem Band oder in Kombination mit 2.4 GHz Das hat mehrere Vorteile, wie Sie dem folgenden Abschnitt entnehmen können.
Noch wissen viele nichts von dem erweiterten Funkbereich. Das führt dazu, dass hier und da noch Kanäle völlig frei sind oder zumindest wenig belegt und Sie dort wahrscheinlich relativ alleine und ungestört „funken“ können. Außerdem bietet das 5 GHz-Frequenzband deutlich mehr überlappungsfreie Kanäle. Der folgende Screenshot zeigt exemplarisch den Unterschied an unserem Fallbeispiel im Büro. Im Gegensatz zum 2.4 GHZ Band, sind viel mehr Ressourcen frei oder unbelegt. Auf Kanal 36-48 tummeln sich je 8 andere, während von 100-112 nur noch die Hälfte aller Netze funkt. Bei 116-128 sogar nur ein anderer.
Ein weiterer Grund, warum es auf 5 GHz teils noch recht einsam ist, sind die Kosten. Man benötigt für Sender UND Empfänger immer Geräte, die 802.11n, 802.11ac (WIFI5) oder 802.11ax (WIFI6) unterstützen. Viele ältere WLAN-Endgeräte (Router, Sticks, Fernseher etc.) bieten aber nach wie vor nur Support für 2,4 GHz. Die wenigsten betreiben heute schon sämtliche Geräte im Haushalt per WIFI5 oder WIFI6. Falls das bei Ihnen auch der Fall ist, fallen also wahrscheinlich Extrakosten für die Aufrüstung an. Passende Router gibt es ab ca. 60 Euro, Sticks ab 30 Euro. Und natürlich sollten Tablet, Smartphone und Co. nach Möglichkeit auch 5 GHz beherrschen, um ein Parallelbetrieb beider Standards zu vermeiden. Aber es lohnt sich!
Moderner Router (6690 Cable AVM) mit WLAN AX
Wie schon in den vorangegangenen Abschnitten erwähnt, kann ein WLAN-Netzwerk seit 2009 auf zwei Frequenzbändern betrieben werden. Bis dato galt in Deutschland nur 2,4 GHz als lizenzfrei und zulässig nutzbar. 5 GHz waren zuvor wegen militärischer Nutzung tabu gewesen. Unter bestimmten Auflagen, unter anderem zur Sendeleistung, können die Hersteller das Band seither auch zum Wireless-LAN-Betrieb in WLAN-Geräten verwenden.
Ursprünglich war der IEEE-Standard 802.11a mit der Erweiterung 802.11h zum Senden im 5-GHz-Band konzipiert. Dieser bietet aber nur eine Datenrate von maximal 54 MBit/s. Zu wenig für moderne VDSL- oder Kabelanschlüsse mit 50 - 1000 MBit/s. 2009 wurde daher ein neuer WLAN-Standard von der IEEE zertifiziert. Die Rede ist von 802.11n. Nochmals weit leistungsfähiger, ist die Variante 802.11ac, welche seit 2013 Verbreitung findet und spätestens seit 2017 als Standard für Neugeräte gilt. Wenig später folgte 2019 mit 802.11ax (WIFI 6) die neuste Spezifikation für noch mehr Leistung.
Die IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) ist ein riesiger, weltweiter Verband von Ingenieuren der Elektrotechnik und Informatik. Sie zeichnen sich mitverantwortlich für eine Vielzahl von Standardisierung im Bereich Technik, Software und Hardware aus. Unter der Gruppe der 802 werden seit 1980 Standards für lokale Netzwerke (LAN) zusammengefasst. Zum Beispiel der neuste, 802.11ac für moderne WLAN-Netze.
Fritz!Box 7530 WLAN wahlweise 2,4-GHz- oder 5-GHz-Einsatz (Dualband)
Anfang 2021 wurde ein noch neuerer Standard geschaffen, der WIFI 6 abermals um einen neuen Frequenzbereich erweitert. Statt auf 5 GHz, wird dann bei 6 - 7 GHz gefunkt. Da es erst wenige Router und Endgeräte gibt welche WIFI6E (e für extended) unterstützen, dürfte es hier noch extrem einsam sein. Allerdings müssen natürlich auch hier wieder alle Geräte 6E unterstützen. Nur WIFI6-Support reicht nicht - es muss explizit 6E angegeben werden. Es könnte Jahre dauern, bis es einen nennenswerte Anzahl an Endgeräten gibt...