Einer der zentralen Fragen bei der VDSL-Technik ist, wie hoch die maximale Datenübertragungsrate beim Endkunden ausfällt. Dies hängt maßgeblich (nicht nur) von der Länge der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) zum nächsten Verteiler (KvZ) ab. Also vereinfacht ausgedrückt der „Leitungslänge“. Wir zeigen, welche Faktoren es noch gibt und welche Geschwindigkeit man in Abhängigkeit der Distanz noch erwarten kann.
Viele Verbraucher fragen sich, bis wieviel Meter Distanz zum nächsten DSL-Verteiler (KvZ) kann ich ungefähr die vollen 250 oder 100 MBit/s erreichen (je nach Anschluss)? Wie wir noch sehen werden, lässt sich der Zusammenhang von Länge und Datenrate bei VDSL nicht mit einer einfachen Zahl oder Grafik darstellen. Denn es lassen sich mindestens fünf elementare Einflussfaktoren identifizieren, welche auf die erzielbare Datenrate beim Kunden wirken.
VDSL ist nicht gleich VDSL! Über die Zeit wurde der Standard immer weiter optimiert. Dieser Fortschritt findet in verschiedenen Profilen Einzug, welche die wichtigsten, technischen Endparameter definieren.
In Deutschland werden vor allem die drei Profile 8a, 17a und 35b eingesetzt. Sie unterscheiden sich z.B. in der genutzten Frequenz-Bandbreite für die Signalübertragung. Je breiter, desto höher ist die mögliche Geschwindigkeit der Internetzugänge. Profil 35a arbeitet z.B. mit 35 MHz, 8a aber nur mit 8,8 MHz. 8a entspricht dabei vereinfacht gesagt VDSL50, 17a VDSL100 und 35b VDSL250.
Leider fällt aber mit steigender Frequenz auch die überbrückbare Distanz, bei der die volle Leistung nutzbar ist. Oder anders ausgedrückt – der Geschwindigkeitsvorteil von 17b sinkt mit jedem Meter schneller als bei 8a ...
Dank Vectoring können, bei sonst gleicher Technik, deutlich mehr Haushalte um einen DSLAM erschlossen werden als ohne. Experten gehen von einer bis zu 300% höheren Abdeckung aus, wenn die Versorgung mit bis zu 50 MBit betrachtet wird[1]. Eine maximale Datenrate von 100 MBit (real ca. 80-95 MBit), könne bei 17a ohne Vectoring bis ca. 200 Meter bereitgestellt werden. Mit Vectoring sogar 300-500 Meter, um nur zwei Beispiele zu nennen[2].
Daher kann es sein, dass ein in der Mustermann-Strasse ansässige Kunde A, auf 300 Meter zum KvZ 90 MBit nutzen kann. Kunde B in der naheliegenden Max-Strasse erhält auf die gleiche Distanz aber nur 50 MBit. Bei A kommt Vectoring zum Einsatz, nicht aber für den Anschluss von B.
VDSL nutzt ja bekanntlich noch das alte Telefon-Festnetz zur Datenübertragung. Also die schon in die Jahre gekommenen Kupferkabel, welche früher in Form von großen Doppeladerbündeln im Erdreich verlegt wurden. Zu jedem Haushalt führt dabei immer eine Doppelader. Im Laufe der Jahre wurden von der Deutschen Telekom allerdings unterschiedliche Stärken bzw. Kabelqualitäten verbaut. Je geringer der Durchmesser, desto größer ist dabei die Dämpfung. Daher: Mit zunehmender Länge wird das Signal schwächer. Und das umso stärker, je geringer der Kabeldurchmesser ausfällt.
Verlegt wurden für Teilnehmeranschlusskabel (Erdkabel) bis ca. 4 km Länge meist 0,4 bis 0,5 mm Durchmesser ø. Die Spannweite langt aber von 0,35 bis 0,8 mm [3]. Hier mal ein Beispiel mit 4 Adern und 0,8 mm zum Verlegen auf dem eigenen Grundstück, etwa zum Anbinden eines Nebenhauses. Die von der Telekom verlegten, sind natürlich weit dicker und haben mehr Kabelpaare, wie auf dem folgenden Bild.
Erdkabel mit mehreren hundert Adernpaare zu je ca. 0,4 mm
Kommen wir letztendlich wieder zum Kernthema. Aus den genannten Gründen lassen sich kaum genaue Angaben zur Datenrate in Abhängigkeit der Kabellänge machen. Es gibt in der Literatur zahlreiche Graphen, welche solche Zusammenhänge wiedergeben. Allerdings beziehen sich diese meist auf theoretische, rein modellmathematische Werte, welche in der Praxis kaum Aussagekraft haben.
Durch Daten vom „Broadband Forum“ (Quelle [1]), sowie mehreren Erfahrungsberichten und Beobachtungen aus der Praxis, konnten wir zumindest annähernd die Daten in der folgenden Tabelle zusammenstellen. Die Werte geben eine halbwegs realistische Orientierung wieder – wie immer kommt es aber auf den Einzelfall an.
Profil 8a ohne Vect. |
Profil 17a ohne Vect. |
Profil 17a mit Vect. |
35b mit Supervectr. |
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maximale Datenrate | 50 MBit/s | 60-70 MBit/s | 100 MBit/s | 250 MBit/s* |
Upload bis | 10 MBit/s | 10 MBit/s | 40 MBit/s | 40 MBit/s |
maximale Batenrate (80-95%) bis ca. |
500 Meter | 200 Meter | 300-500 Meter [1] | 250-300 Meter |
Hälfte der Datenrate bis ca. | 1 km | 800 Meter | 800-900 Meter | 600-700 Meter |
größte Distanz (<25 MBit) bis ca. | 1-1,5 km | 1 km | 1 km | 1 km |
Neben der maximalen Übertragungsrate je nach VDSL-Anschlusstyp, finden Sie in der Tabelle zunächst die Distanz, bis zu der diese Geschwindigkeit noch realistisch gewährleistet werden kann. Zumindest dann, wenn alle anderen Faktoren optimal mitspielen. Allerdings sollte bedacht werden, dass sich ohnehin nie die volle Maximaldatenrate erzielen lässt. In der Praxis sind 80-95 Prozent machbar. Bei VDSL mit 100 MBit also 80-90 MBit im Schnitt und 90-95 MBit/s im Idealfall.
Die folgende Grafik gibt zudem noch einen Einblick in den Zusammenhang von Distanz zu Datenrate bei VDSL mit und ohne Vectoring. Die Werte entsprechen auch in etwa dem was im Praxiseinsatz halbwegs plausibel ist.
Der einzige Weg herauszufinden, welche maximal mögliche VDSL-Geschwindigkeit man in etwa erhalten kann, ist gleichzeitig der einfachste. Er führt über einen Verfügbarkeitstest beim Anbieter der Wahl. Dort wird in der Regel relativ zuverlässig der höchstmögliche Tarif ermittelt.
Dabei wird meist schon sehr vorsichtig geschätzt. Im Zweifel werden dem Kunden lieber nur maximal 100 MBit angeboten, wenn bekannt ist, dass statt 250 MBit höchstens 160 MBit möglich wären. Durch eigene Datenbanken und Modellierungen, können die Provider schon relativ gut abschätzen, was beim potenziellen Kunden an Adresse XY in etwa ankommen könnte.
Kommen wir noch zum letzten Punkt, den wir als Einflussfaktor erwähnt hatten. Denn die beste und kürzeste Leitung mit 1a Signal nützt nichts, wenn die letzte Wegstrecke alles wieder zunichte macht. Die Deutsche Telekom terminiert die Leitung im Haus an der TAE-Dose. Alles ab da liegt im Wirkbereich des Kunden. Macht man hier Fehler, kann die Übertragungsrate ebenfalls abfallen. Mögliche Fehlerquellen sind:
Tatsächlich gibt es ein Verfahren, was bei längeren Leitungslängeren mit weniger Geschwindigkeitsverlust einher geht. AVM hat bei vielen VDSL-Routern sogar ab 2020 entsprechend die Firmware nachgerüstet. Die Rede ist von LR-VDSL. Was das genau ist und ob Sie davon profitieren können, zeigen wir hier.