Beim „VDSL“ handelt es sich bekanntlich um ein verbessertes ADSL-Verfahren, welches mit diversen technischen Erweiterungen, wie Supervectoring, heute bis zu 250 MBit/s ermöglicht. Die Glasfaserleitungen reichen beim Ausbau nur bis zu einem Verteiler – ab dann übernimmt das alte Telefonfestnetz (Kupferkabel).
Entscheidender Nachteil der Technik: Mit steigender Entfernung sinkt die mögliche Datenrate beim Kunden rapide. Die vollen 250 MBit/s lassen sich nur auf wenigen hundert Meter vom Verteiler erzielen. Ab Distanzen von rund 1-1,5 Kilometer ist dann aber selbst mit Vectoring-Technologien Schluss und kaum mehr als 10-20 MBit erzielbar. Genau hier könnte das sogenannte LR-VDSL einspringen...
„Long Reach“ bzw. "Long Range" steht für eine optimierte, höhere Reichweite. Das Verfahren wird meist mit VDSL-LR abgekürzt. Es handelt sich technisch um eine erweiterte Version der bestehenden VDSL2-Technologie, mit der die Breitbandleistung über längere Kupferleitungen verbessert werden kann.
LR-VDSL soll hohe Geschwindigkeiten auf längeren Strecken als einem Kilometer liefern können. Dies wird durch die Nutzung eines schmaleren Frequenzbands und einer höheren Sendeleistung wie bei regulärem VDSL2 erreicht. Zudem wird dann auch der Bereich unter 2208 kHz genutzt, wo sonst nur ADSL arbeitet.
Die „Britisch Telecom“ konnte mit LR-VDSL bereits im Jahr 2016 in Labortests auf einer 2 km langen Kupferleitung die Datenrate deutlich steigern. Von zuvor 9 MBit/s, auf über 24 MBit/s.[1]
Prinzipiell zielt LR-VDSL also darauf ab, ländliche und abgelegene Gebiete besser zu versorgen, wo Glasfaserverbindungen wirtschaftlich unrentabel wäre. Durch die Nutzung der vorhandenen Kupferinfrastruktur kann LR-VDSL eine kosteneffiziente Lösung sein, um Geschwindigkeit und Reichweite zu verbessern.
Entwickelt wurde das Ganze übrigens vom Netzwerkspezialisten Cisco unter „Long Range Ethernet“ (LRE) für die VDSL-Technik[2].
Bis heute (2024) wurde die Technik leider in Deutschland noch nicht eingeführt. Wahrscheinlich wird dies auch nie geschehen! Einzig der österreichische Provider "A1" hatte Long Range VDSL schon im Einsatz.
Es gibt nämlich ein entscheidendes Problem: Zur Nutzung müssten an jedem Verteiler alte ADSL-Anschlüsse abgestellt bzw. komplett auf VDSL umgestellt werden. Denn das Verfahren nutzt ja Bänder unter 2.208 kHz und genau da arbeitet auch das gute alte DSL. Zumindest könnte es zu „Interferenzen kommen“[1].
Daher bietet auch die Deutsche Telekom in ihren Netzen noch kein VDSL mit LR im Einsatz. Von anderen Providern ist uns nichts bekannt, aber den Großteil des DSL/VDSL-Netzes unterhält ja ohnehin die Telekom – daher wird es bei den Retailern nicht anders aussehen…
[1] https://www.ispreview.co.uk/index.php/2016/08/bt-reveal-tech-details-expanded-long-reach-vdsl-broadband-trial.html
[2] https://www.cisco.com/c/de_de/tech/long-reach-ethernet-lre-digital-subscriber-line-xdsl/lre-vdsl-long-reach-ethernet-very-high-data-rate-dsl/index.html