Bei FTTB (Fibre to the Building o. Basement) führt die Glasfaserleitung immerhin bis zum Gebäude, im Fall von FTTN (Fibre to the Node) nur bis zum Verteilerkasten in der Straße. Den restlichen Weg laufen die Daten dann über das vorhandene Telefon-Kupferkabel. Mit VDSL (eigentlich VDSL2), sind mit mittels des Vectoringverfahrens zurzeit Datenraten meist bis maximal 100 MBit/s im Download möglich. In Kombination mit Supervectoring sogar satte 250 MBit/s.
Um den Kunden höhere Geschwindigkeiten ohne teure Glasfaserleitungen zur Verfügung zu stellen, wurde eine neue Technologie entwickelt: Die Rede ist vom sogenannten G-fast. Besonders die Dt. Telekom und einige Lokalprovider bieten darüber mitunter Glasfaser-Power ohne den teuren Fiberausbau weiter intensivieren zu müssen.
G.fast baut technisch auf VDSL2 auf und vereint, nach Ansicht der Internationalen Fernmeldeunion ITU, "die besten Aspekte von Glasfaser und DSL". G.fast kann prinzipiell Datenraten von 1-2 GBit/s über bestehende Telefon-Kupferkabel ermöglichen, also ein Vielfaches der heutigen Leitung. Service-Provider könnten mit G.fast existierende Leitungen also weiter nutzen, ohne ganze Straßen neu verkabeln zu müssen. Es kann dabei parallel zu VDSL2 genutzt werden.
Entscheidend ist jedoch nicht nur die theoretische Leistung, sondern vor allem auch die maximale Distanz zum Verteiler, bei der noch flotte Datenraten beim Endkunden ankommen. Denn das Problem der abnehmenden Geschwindigkeit bei steigender Kabellänge bleibt auch mit G.fast bestehen. Spitzendatenraten von 1 GBit, können ungefähr bis zu einer Distanz von 100 Metern erzielt werden. Somit eignet sich das Verfahren vor allem für die Indoor-Übertragung. Vor allem, um in bestehenden Gebäuden keine neuen Glasfaserkabel ziehen zu müssen und Bewohnern dennoch Datenraten bis 1 GBit zu ermöglichen.
In der ersten Ausbaustufe (Phase 1) können mit G.fast maximal 1 GBit/s erreicht werden, wobei man realistisch davon ausgeht, dass die Maximalgeschwindigkeit nur etwa bis zu einer Leitungslänge von 100 Metern aufrecht erhalten werden kann. Danach nimmt die Signalstärke durch Nebensprechen kontinuierlich ab, da sich Aderpaare in einem Kupferkabel gegenseitig negativ beeinflussen - stromdurchflossene Leitungen senden elektromagnetische Wellen aus und es kommt zu Interferenzen.
Um dieses Übersprechen zu verhindern oder zumindest in Grenzen zu halten, wird auch bei G.fast, wie schon bei VDSL2, die Vectoring-Technik eingesetzt. Diese sorgt, über eine komplizierte Algorithmus-Software im Verteilerkasten, für ein Herausfiltern des "Cross Talking" Effekts.
Eigenschaft | VDSL | G.fast |
---|---|---|
Maximale Downloadrate | ca. 250 MBit | ca. 1000 MBit |
Datenrate für Endkundentarife | 250 MBit (aktuell) | ca. 300-500 MBit |
verfügbar ab | sofort (Tarife) | seit Mitte 2017 |
Reichweite bei voller Datenrate | ca. 300 Meter | 50-100 Meter |
Vectoring möglich | ja | ja |
Maximale Frequenz | 17.7 bzw. 30 MHz | 106 bzw. 212 MHz |
Modulation | DTM | DTM |
Bits je Subkanal | 15 | 12 |
Impulse Noise Protection | ja | ja |
Forward Error Correction | ja | ja |
Bis G.fast bundesweit einsatzbereit ist, kann es aber noch dauern. Die Deutsche Telekom wollte ursprünglich bis 2018 G.fast zu dem Kunden bringen. Mittlerweile scheint es aber so, als setzte der Konzern vorrangig auf die Vectoring-Technik und hat Mitte 2018 mit dem Vertrieb von Supervectoring begonnen.
Anders sieht es bei den regionalen Providern aus. Bereits seit 2017 bieten Mnet und Netcologne erste Tarife auf Gfast-Basis. Per FTTdp wären dann den Plänen nach Tarife bis zu 500 MBit/s möglich. Die Vorteile für Service Provider: Geringe Kosten, geringe Komplexität, geringer Stromverbrauch. Um einen Endkunden auf G.fast umzustellen, muss auch kein Techniker ins Haus oder an den Verteilerknoten kommen. Der Kunde bekommt ein Endgerät geschickt, dessen Installation so einfach sein soll wie beim althergebrachten ADSL. Die Kosten der Highspeed-Tarife orientiert sich im Bereich der heutigen High-End-Angebote, also um die 40-50 € monatlich.
In einem zweiten Ausbauschritt, der Phase 2, soll G.fast - bei Frequenzen bis 212 Mhz - sogar stattliche 2 GBit/s bringen. Dann aber nur auf einer Distanz von zirka 50 Metern. Damit nicht genug: Alcatel-Lucent forschte bereits vor Jahren am Nachfolger namens XG.fast, der bei 500 MHz auf kurzen Distanzen schon 10 Gbit/s übertragen konnte.
Natürlich müssen Sie nicht jahrelang warten um schnelles Internet zu bekommen. Zumindest falls Sie nicht weit abseits im ländlichen Raum wohnen. Doch auch hier stehen heute oft mehrere Alternativen zur Verfügung. Ansonsten bieten z.B. Vodafone und die Telekom Tarife mit 500 oder teils sogar 2000 MBit, Tendenz steigend. Vodafone setzt durch die Übernahme von Kabel Deutschland insbesondere auf sein schnelles Kabelnetz. Bei der Telekom wird dagegen VDSL, Hybrid-Internet und teils Glasfaser forciert.
Parallel wird bei G.fast auch die sogenannte Vorwärtsfehlerkorrektur FEC (Forward Error Correction) eingesetzt. Hier werden mit dem Datenstrom zusätzliche, redundante Daten gesendet, die es dem Empfänger ermöglichen, bei einer fehlerhaften Übertragung die Fehler korrigieren zu können, ohne das Datenpaket erneut anfordern zu müssen.
Ein weiterer Entwicklungssprung im Vergleich zu VDSL, ist bei G.fast der flexible Down- und Upload. Während bei DSL und VDSL Up- und Downstream strikt getrennt bzw. symmetrisch sind, nutzen bei G.fast beide Sendungsrichtungen das komplette Frequenzspektrum, aber abwechselnd. Bei herkömmlichen VDSL-Tarifen beträgt z.B. die Downloadgeschwindigkeit 50 MBit/s, während es im Upload nur 10 MBit/s sind. Somit könnten also auch die Sendedatenraten weiter zulegen, da bei Bedarf der Upload gleich groß oder gar größer als der Downloadspeed sein kann.
Ein mögliches Problem: Gfast arbeitet auf weit höheren Frequenzen als beispielsweise VDSL. Der Frequenzbereich soll im ersten Ausbauschritt bis 106 MHz erweitert werden, wie auch die Grafik oben zeigt. Auf diesen Frequenzen (87,5 - 108 MHz) sendet allerdings schon der UKW-Hörfunk. Dieses Problem hat die ITU aber bereits 2014 durch eine Standardisierung gelöst. Später sind sogar Bereiche bis 212 MHz geplant. G.fast benötigt zudem eigene Netzwerkknoten ("Micro Nodes"), die erst noch von den Providern installiert werden müssen. Außerdem könnte es beim sogenannten Fibre to the Distribution Point (FTTdp) nötig sein, die Knoten näher am Kunden zu platzieren als die vorhandenen Verteilerkästen. Und letzteres bedeutet wieder Zeit und Kosten. Daher ist eine Umstellung auf G.fast auch nicht über Nacht realisiert.
G.fast soll, wenn es nach den Anbietern geht, als dritte Alternative zu FTTH-Glasfaser und VDSL2 in den Netzen eingesetzt werden. Für den geplanten Glasfaserausbau in Deutschland wird G.fast jedoch vermutlich eine Verzögerung bedeuten, denn die Kosten sind bedeutend geringer - und wo ein Unternehmen einmal eine G.fast-Leitung verlegt hat, wird es so schnell nicht auf Glasfaser aufrüsten. Ähnliche Effekte ließen sich schon beim VDSL-Ausbau beobachten.
Aus Sicht der Netzbetreiber ist dies verständlich, wurden die Gesamtkosten für den Glasfaserausbau doch auf 60 bis 80 Milliarden Euro geschätzt. Für den Endkunden heißt das: Schnelleres Internet könnte früher und günstiger bereitgestellt werden, richtig schnelles Internet wird aber noch länger auf sich warten lassen. Ein Pluspunkt übrigens für die Konkurrenz der Kabel-TV-Anbieter, die in ihren Koax-Glasfaser-Netzen mit dem kommenden Standard DOCSIS 4.0 zukünftig Datenraten von gut 10 GBit/s realisieren wollen.