Vor rund einer Woche stellte die Bundesnetzagentur den Entscheidungsentwurf zum Vectoring-Ausbau vor, der vor allem zugunsten der Telekom ausfiel. Für die Verbraucher könnte das gleich zwei große Nachteile bringen, nämlich zum einen eine deutlich höhere Grundgebühr und zum anderen eine Datendrosselung. Die Kostenaufschlüsselung von easybell gibt Grund zur Besorgnis.
Deutsche Telekom verlangt stolze Preise von der Konkurrenz
Die Bundesnetzagentur hat zwar nicht direkt ein Monopol des Bonner Netzbetreibers eingeleitet, doch die Wettbewerber können nur noch in Ausnahmefällen eigenständig agieren. Zum Großteil sind sie auf die Telekom und deren Hauptverteiler (HvT) in vielen Nahbereichen angewiesen. Eine Preisliste eines Vorleistungsprodukts auf Layer-2-Basis wurde bei der Bundesnetzagentur zur Genehmigung eingereicht. Die dort festgehaltenen Gebühren sind üppig, so kostet alleine die Übergabe des Datenverkehrs bei VDSL 50 schon 19,20 Euro (netto) pro Monat. Das ist eine Steigerung von rund 90 Prozent gegenüber den vorherigen 10,19 Euro.
Das Telekom-Vorleistungsprodukt im Detail
Der jeweilige Provider erwirbt wie gehabt die Monatsmiete für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL). Der Unterschied liegt lediglich darin, dass der Datenverkehr mehrerer Hauptverteiler zusammengefasst angeboten wird. Die weltweite Datenweiterleitung bleibt jedoch bei den Anbietern. Vorteile gibt es durch diese Lösung weder für die Wettbewerber, noch für die Endkunden.
easybell hebt Schattenseiten des Telekom-Deals hervor
Doktor Andreas Bahr, Geschäftsführer von easybell, hat eine kritische Prognose zur Zukunft des VDSL aufgestellt. So geht der Firmenchef von einer Kostenerhöhung von 50 Prozent aus. Außerdem prangert Bahr an, dass die Telekom mit ihrem Antrag bestätigt, nicht den Vectoring-Ausbau im Nahbereich verbessern, sondern die kleinen und mittleren Konkurrenten verdrängen zu wollen. Des Weiteren forciert die Telekom das Ende unbegrenzter Datenvolumen im VDSL. So sollen bei einer 50-Mbit-Leitung nur noch 88 Gigabyte pro Monat zur Verfügung stehen. Für jedes weitere Gigabyte müssen Wettbewerber erneut zahlen. Laut Bahr würden die easybell-Kunden bereits jetzt 150 Gigabyte im Schnitt monatlich verbrauchen – Tendenz steigend.
Datendrossel scheint unumgänglich
Sollte die Preisliste so durchgewunken werden, bleibt den Netzbetreibern keine andere Wahl als auf eine Drosselung der Bandbreite zu setzen. Vor allem im Streaming-Zeitalter, in dem sich Kunden Filme in 4K-Auflösung übertragen lassen können, wird dann schnell die Datengrenze des Highspeed-Volumens erreicht. Zudem gefährdet die Telekom die Netzneutralität, da bei der Abrechnung von zusätzlichen Datenpaketen bereits zwischen Echtzeit und nicht priorisierten Diensten unterschieden wird. Bei letzterem wird ein Aufschlag von 100 Prozent verlangt. Diese Priorisierung müssen jedoch nicht nur die Dienstanbieter, sondern auch die Kunden tragen.