Niels Hafenrichter, Deutsche Telekom
VDSL-Tarifvergleich.de: Wie soll es denn langfristig im Netzausbau weiter gehen? Das Vectoring ist jetzt der erste Schritt, da sind Erhöhungen der Geschwindigkeiten bis zu einem gewissen Maß möglich. Aber was kommt danach?
Niels Hafenrichter: Die Techniken entwickeln sich natürlich weiter. Man muss sich nur einmal die Entwicklung von DSL anschauen. Damals hat es mal mit Geschwindigkeiten von 700 Kbit/s angefangen - und man hat das für das Ende der Fahnenstange gehalten. Die Vergangenheit zeigt uns, dass das nicht das Ende der Geschwindigkeitssteigerung war, und so ist das auch heute. Wir sehen heute Möglichkeiten, über Vectoring Geschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s zu erreichen, aber die Entwicklung wird hier nicht stehen bleiben.
Wir halten weiterhin die Glasfaser für das optimale Medium, um Information zu verbreiten. Wir nutzen Glasfaser, um die Daten von unseren Mobilfunkmasten abzuführen, und das zahlt sich aus. Das sieht man auch in den Mobilfunktests, die zeigen, welcher Anbieter die Daten am besten handhaben kann und wo wir immer ganz vorne liegen (wir berichteten, Anmerkung der Redaktion). Glasfaser ist letztendlich das Medium, auf das es herauslaufen wird. Trotzdem setzen wir auf eine Mischung aller verfügbaren Techniken, also auf ein integriertes Netz. Dafür kombinieren wir sowohl Festnetz als auch Mobilfunk miteinander.
Wir schaffen Lösungen, dort wo kein Festnetz über den Mobilfunk zur Verfügung steht. Es gibt WLAN – Anbindungen, wir rollen ein riesiges Hotspot-Netz aus. Das sind alles einzelne Komponenten, die mit einem geschickten Management hervorragend zueinander passen und ineinander greifen.
VDSL-Tarifvergleich.de: Wie schnell werden die Bandbreiten wachsen bzw. sich vervielfachen?
Niels Hafenrichter: Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. Wir beobachten, dass die Geschwindigkeiten wachsen und dazu immer schneller wachsen, also ist das Wachstum exponentiell. Gerade wenn wir über smartes Fernsehen und IPTV sprechen und wir sagen, dass wir heute der größte HD-Anbieter in Deutschland sind, dann weiß ich, dass mit den neuen Geräten und Angeboten auf der IFA auch ein neuer Bedarf entstehen wird.
VDSL-Tarifvergleich.de: Jetzt komm ja für Ultra HD mit HEVC (H.265) mittelfristig auch ein neuer Kompressionsstandard zum Tragen …
Niels Hafenrichter: Richtig, das wird sich wieder ein bisschen ausgleichen. Wir wissen, dass wir stark investieren müssen, um auch zukünftig fit zu sein. Wenn sie ihr Netz nicht pflegen, wird aus einer Datenautobahn ganz schnell ein Datenfeldweg. Deswegen investieren wir kontinuierlich in Netze, die andere schon wieder aus den Augen verloren haben. Wir investieren zum Beispiel weiterhin in unser 3G und HSPA+-Netz und sehen auch da zu, dass diese Netze immer dichter und besser werden. Es ist gut, wenn man nicht nur auf eine Technik setzt und nicht nur LTE pusht, sondern eben das komplette Netz im Auge hat.VDSL-Tarifvergleich.de: Gerade LTE haben sie ja jetzt gepusht. Die Telekom hat die Anhebung der Geschwindigkeiten angekündigt bzw. für ein Paket sogar schon eingeführt. Was müssen die Kunden denn beachten, wenn sie die neuen Geschwindigkeiten nutzen wollen?
Niels Hafenrichter: Sie brauchen ein Endgerät, das den CAT4-Standard beherrscht. Mit diesen Geräten können sie dann Geschwindigkeiten bis zu 150 MBit/s im Download erreichen, im Upload sind es 50 Mbit/s. Bereits heute gibt es Sticks in unserem Angebot, die CAT4 unterstützen. Es gibt verschieden Endgeräte, die im vierten Quartal von verschiedensten Herstellern erwartet werden. Dazu dann noch einen guten Tarif buchen, und dann passt das. Wir haben bereits in einer ganzen Reihe von Tarifen die Geschwindigkeiten verdoppelt. Damit haben wir den Mehrwert für die Kunden gesteigert, ohne die Kosten zu erhöhen.
VDSL-Tarifvergleich.de: Wenn wir über LTE reden, sind ja auch immer die Frequenzen entscheidend. Wenn wir den Breitbrandausbau im Mobilfunk betrachten, stehen da langfristig schon genug Frequenzen zur Verfügung? Oder müssen weitere Frequenzbänder frei gemacht werden?
Niels Hafenrichter: Wenn ich das mal mit den Worten meines Technikchefs beantworten darf: “Man hat nie genug Frequenzbänder.“. Wir sind natürlich daran interessiert, zusätzliche Bereiche zu bekommen. Wichtig ist aber aktuell, dass wir bereits unterschiedliche Frequenzbänder haben. Wir haben bei LTE das 1800-MHz-Band. Wir haben, wie unsere Wettbewerber, das 800-MHz-Band, das man vor allem für die ländliche Versorgung sehr gut nutzen kann. Und es gibt für den kleinen Bereich die 2,6-GHz-Zellen, die man als Hotspot einsetzen kann. Es macht der Mix: Je mehr Frequenzen man hat, desto besser.
VDSL-Tarifvergleich.de: Also sind andere Frequenzen, wie beispielsweise das 700-MHz-Band, für sie auf jeden Fall interessant?
Niels Hafenrichter: Wir werden uns mit Sicherheit anschauen, ob das zu unserer Strategie passt. Aber prinzipiell sind zusätzliche Frequenzen immer gut.
VDSL-Tarifvergleich.de: In letzter Zeit wurde immer wieder Kritik an der Transparenz von Breitband-Verträgen geäußert, insbesondere was die vermarktete Geschwindigkeit im Vergleich zur tatsächlichen Geschwindigkeit angeht. Wie tritt die Telekom solcher Kritik entgegen?
Niels Hafenrichter: Wir vereinbaren schon seit Jahren mit unseren Kunden Mindestgeschwindigkeiten. Wir machen ganz transparent, welche Korridore wir erreichen können. Im Grunde genommen, trifft solche Kritik voll unsere Zustimmung. Wir wollen, dass der Kunde ein Produkt bekommt, von dem er weiß, welche Leistung er erwarten kann. Wenn wir einen Auftrag bekommen, dann messen wir die Leitungen und sagen dem Kunden konkret, was er zu erwarten hat. Und er hat jederzeit die Möglichkeit zu sagen „Nein, mit dieser Geschwindigkeit ist das nichts für mich.“. Wir wollen, dass der Verbraucher ein Produkt bekommt, mit dem er zufrieden ist, und um das sicher zu stellen, ist Transparenz eine gute Geschichte.
Für den Mobilfunk haben wir Netzversorgungskarten, auf denen der Verbraucher schauen kann, an welchen Orten welche Geschwindigkeiten zur Verfügung stehen. Beim Mobilfunk ist das Problem, dass es sich um ein Shared-Medium handelt, bei dem sich mehrere Nutzer die Kapazitäten einer Zelle teilen. Somit ist die Einzelgeschwindigkeit dabei letztendlich immer von der Anzahl der Nutzer, die sich beispielsweise in der Innenstadt aufhalten, abhängig.
Niels Hafenrichter: Wir sehen uns sehr gut positioniert, da wir gegenüber den Kabelnetzbetreibern einen großen Vorteil haben, und das ist der Upload. Wir merken, dass alles immer in die Cloud geht. Sie haben immer mehr Sachen, die Sie teilen, Sie laden Fotos, Filme usw. hoch. Dabei haben die Kabelnetzbetreiber Geschwindigkeiten von 5 bis 6 Mbit/s im Upload und wir haben 10 MBIt/s. Mit dem Vectoring werden wir auf 40 MBit/s kommen. Allgemein muss man schauen, was der Kunde mit seinem Anschluss machen will. Wir bieten bis zu 100 MBit/s im Download an – die meisten Nutzer haben aktuell noch Mühe, das voll zu nutzen.