Niels Hafenrichter, Deutsche Telekom
VDSL-Tarifvergleich.de: Herr Hafenrichter, vielen Dank erst einmal, dass Sie sich Zeit für dieses Gespräch genommen haben. Pünktlich zur IFA hat die Deutsche Telekom neue Investitionen in den Netzausbau angekündigt. War der Zeitpunkt bewusst für eine maximale Öffentlichkeitswirksamkeit gewählt - oder hing er von anderen Faktoren, wie der kürzlichen Genehmigung für das Vectoring, ab?
Niels Hafenrichter: Wir haben lange auf die Vectoring-Entscheidung gewartet, das war natürlich ein wichtiger Punkt – denn wir haben großes vor in Deutschland. Schon in den letzten Jahren haben wir stark Investiert, und werden das in den nächsten Jahren auch weiterhin tun sowie unsere Investitionen sogar noch weiter verstärken.
Die Deutsche Telekom hat für den Zeitraum von 2010 bis 2015 eine Summe von über 23 Milliarden Euro für das deutsche Netz vorgesehen, die sowohl in den Festnetzbereich als auch in den Mobilfunkbereich investiert wird. Die Netze wachsen immer stärker zusammen und wir investieren, um das beste Netz immer weiter zu verbessern.
VDSL-Tarifvergleich.de: Wie viel von den 23 Milliarden Euro ist bereits investiert?
Niels Hafenrichter: Wir haben davon ungefähr die Hälfte bereits investiert. Von 2013 bis 2015 werden noch weitere 12 Milliarden Euro an Investitionen folgen.
VDSL-Tarifvergleich.de: Wie bereits angesprochen, hat die Telekom vor wenigen Tagen grünes Licht für das Vectoring erhalten. Können sie noch einmal für unsere Leser erklären, was es damit auf sich hat?
Niels Hafenrichter: Vectoring ist eine Technik, die im Festnetz-Bereich eingesetzt wird und die Leitungen, die heute bereits existieren, schneller macht. Das passiert, indem man ein Teil dieser Kupferleitung, bei denen Störungen auftreten können, durch Glasfaser ersetzt. Glasfaser ist das bessere Medium. Die Anschlüsse werden schneller, indem wir Kupferleitungen nur noch auf den letzten Metern der sogenannten „letzen Meile“ nutzen und dann eine Technik haben, die alle Störungen beseitigen kann. Dadurch kommt beim Kunden letztendlich eine höhere Geschwindigkeit an.VDSL-Tarifvergleich.de: Jetzt, wo Sie die Zustimmung der Behörden bekommen haben – wie sehen die konkreten Pläne für das Vectoring aus?
Niels Hafenrichter: Wir fangen jetzt damit an, die einzelnen Städte mit Glasfaser auszurüsten. Dazu binden wir die Kabelverzweiger, die Sie am Straßenrand sehen, mit Glasfaser an. Dadurch wird es in diesen und im nächsten Jahr viele Baustellen in Deutschland geben, weil wir überall Glasfaserleitungen bis in die Straßen verlegen. Durch diese Baustellen wird man aber nicht langsamer, sondern schneller werden. Das geschieht jetzt in 44 Städten. Später kommen immer weitere Städte hinzu, sodass wir bis 2016 ungefähr 65 Prozent der Bevölkerung mit Geschwindigkeiten mit bis zu 100 MBit/s versorgen können.VDSL-Tarifvergleich.de: Hat der breitflächige Einsatz von Vectoring Einfluss auf die Ausbau-Praxis für „Fibre-to-the-Home“ oder bleiben die Voraussetzungen, die dafür existieren, weiter bestehen?
Niels Hafenrichter: Es ist so: Wenn wir „Fibre-to-the-Home“ flächendeckend in Deutschland ausrollen wollten, dann müssten wir in etwa 80 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Das können wir uns nicht leisten - das kann kein Unternehmen alleine finanzieren. Deswegen wenden wir ein mehrstufiges Programm an. Dabei rollen wir jetzt zuerst einmal Glasfaser bis zu den Kästen auf der Straße aus (FTTC) und können so mit deutlich geringeren Investitionen die Geschwindigkeiten für die Bevölkerung erhöhen, sodass wir in den nächsten Jahren ihre Bedürfnisse abdecken können. Danach werden wir nach und nach Glasfaser in die Häuser legen - aber das ist erst der nächste Schritt.
VDSL-Tarifvergleich.de: Gibt es grundlegend Unterschiede im Kostenaufwand und in den Baumaßnahmen zwischen dem Ausbau von Glasfaser und dem der Kupferleitungen?
Niels Hafenrichter: Der Hauptkostenanteil bei solchen Verlegungsarbeiten sind die Erdarbeiten. Sie müssen wissen, dass man für einen Kilometer Tiefbau bis zu 70.000 Euro bezahlt. Dadurch kommen enorme Baukosten zustande. Wenn wir jetzt Glasfaser bis zu dem Verteilerkästen an der Straße bringen, dann haben wir relativ übersichtliche Bauarbeiten, weil wir Kabelwege nutzen können, die bereits existieren. Dort werden dann Glasfaser eingezogen, ohne dass man die Straßen dafür komplett öffnen muss. So sieht der Idealfall aus.VDSL-Tarifvergleich.de: Es werden aktuell Ansätze und Ideen diskutiert, Glasfaserkabel durch Wasserleitungen zu verlegen, um Aufwand und Kosten einzusparen. Sind derartige Pläne interessant für die Deutsche Telekom?
Niels Hafenrichter: Nein, das kommt für uns nicht in Frage. Wir wollen Trinkwasserleitungen von Kommunikationsleitungen trennen. Das hat vor allem auch hygienische Gründe. Wenn das stillgelegte Leitungen wären, darüber könnte man theoretisch noch nachdenken. Diese Leitungen führen dann aber auch nicht unbedingt dorthin, wo das Netz gebraucht wird. Generell ist dieses Thema eine Nischenlösung, die sich der ein oder andere Anbieter vielleicht anschaut. Für uns ist das allerdings keine Lösung.
Im weiteren Verlauf des Interviews sprachen wir über den langfristigen Netzausbau, integrierte Netze, LTE und transparente Angebote. Zum zweiten Teil des Gesprächs geht es hier entlang.