Swisscom: Zum einen treibt Swisscom den VDSL-Ausbau voran und zieht jedes Jahr in rund 300 neuen Gemeinden Glasfaser, das sogenannte Fibre to the Curb oder FTTC, bis in die direkte Nachbarschaft. Das ermöglicht letztlich VDSL.
Dank des VDSL-Ausbaus können mehr als 80 Prozent der Schweizer Haushalte ultraschnelles Internet mit mindestens 8 Megabit/Sek nutzen. 77% surfen mit Geschwindigkeiten von mind. 12 Mbit/sek und 64% sogar mit 20 Mbit/sek, was z. B. Swisscom TV in HDTV-Qualität ermöglicht.
Neben VDSL werden seit Herbst 2008 auch Haushalte mit einer Glasfaseranbindung erschlossen, dem so genannten Fibre to the Home (FTTH). Dabei investieren vor allem die Elektrizitätswerke, einzelne Kabelnetzanbieter sowie Swisscom. Der FTTH-Ausbau ist äußerst dynamisch, in der Schweiz wurden bislang 9 Kooperationen zwischen Elektrizitätswerken, Kabelnetzbetreibern und Swisscom vereinbart. Damit ist der Anschluss von mehr als 23% der Schweizer Haushalte ans Glasfasernetz gesichert. Swisscom hat sich mit dem Hauseigentümerverband in der Schweiz über einen Ausbau geeinigt und übernimmt die Kosten der Glasfaserinstallation bis direkt zur Wohnung. Wir investieren dabei bis 2015 etwa 2 Mrd. in den Glasfaserausbau, davon entfallen rund 30 Prozent auf das Bauen der so genannten „Steigzone“ innerhalb der Gebäude. Bis Ende 2009 wurden mehr als 120‘000 Haushalte mit Glasfaser bis zum Gebäude erschlossen, bis Ende 2015 sollen es rund 1 Mio. sein - also rund ein Drittel aller Haushalte in der Schweiz. Grundsätzlich können 98% der Schweizer Bevölkerung Internet mit Bandbreiten von 300 kbit/sek und mehr nutzen – dies ist in Europa einzigartig.
Swisscom: In Deutschland liegt der Fokus im Moment vor allem bei VDSL. Allerdings liegt die VDSL-Abdeckung bislang bei rund 30 Prozent aller Haushalte. Das Ziel ist, bis 2014 die Quote auf 75 Prozent zu steigern (gemäß Aussagen von Dr. Torsten J. Gerpott im Handelsblatt).
Ein flächendeckendes FTTH-Netz ist deshalb in Deutschland (noch) kein Thema für die bundesweit agierenden Telekomunternehmen, sondern im Moment eher für lokale Anbieter in größeren Städten.
Dank den Kabelnetzbetreibern gibt es bereits auf der bestehenden Infrastruktur einen regen Wettbewerb. Dies zeigt sich vor allem in den großen Städten, wo Swisscom derzeit einen Marktanteil von deutlich unter 50% hat. Hinzu kommt, dass Kabelnetzbetreiber bereits jetzt dank der Technologie Docsis 3.0. Bandbreiten von 100 Mbit/sek anbieten können, während Swisscom mit VDSL Bandbreiten von maximal 50 Mbit/sek erreicht.
Deshalb ist es für Swisscom wichtig, den Glasfaserausbau – zusammen mit Kooperationspartnern – in den kommenden Jahren voranzutreiben. Da nun auch Elektrizitätswerke und Kabelnetzbetreiber in Glasfaser bis in die Haushalte investieren, werden bereits beim Bau des Glasfasernetzes die Weichen für den Wettbewerb gestellt. Aus diesem Grund hatten sich die größten Player im Schweizer Glasfaserausbau im Oktober 2009 darauf geeinigt, beim Ausbau gleich mehrere Fasern zu verlegen – was in Europa einzigartig ist. Mit dem Mehrfasermodell werden parallele Netze vermieden und der Wettbewerb sichergestellt.
Zudem steht das Netz damit allen offen, sodass Netz- und Diensteanbieter zu den gleichen Bedingungen und auf verschiedenen Netzebenen Zugang zum Glasfasernetz haben. Konsumentinnen und Konsumenten können so ihren Telekomanbieter frei wählen.
Swisscom bietet interessierten Partnern vier unterschiedliche Modelle der Zusammenarbeit an, um beim Bau und Betrieb des Glasfasernetzes zusammenzuarbeiten, Doppelspurigkeiten beim Bau zu vermeiden, Kosten zu sparen und die Einführung der Breitbandnetze in der Schweiz zu beschleunigen.
Baupartnerschaft:
Dieses Kooperationsmodell wendet sich insbesondere an Partner mit eigener Kanalisation wie Elektrizitätswerke oder Kabelnetzbetreiber. Der Bau des Glasfasernetzes in einem bestimmten Gebiet – beispielsweise einem Quartier oder einer ganzen Stadt – wird durch einen der Partner übernommen. Es werden mehrere Glasfasern verlegt, sodass bei Fertigstellung den anderen Kooperationspartnern eine Faser übergeben wird. Erschließen alle Partner gleich große Gebiete, die untereinander getauscht werden, entfällt eine Ausgleichszahlung.
Investitionspartnerschaft:
Diese Zusammenarbeit ist interessant für Partner ohne eigene Kabelkanalisation. Die Partner finanzieren gemeinsam den Ausbau. Ein Partner baut das gesamte Netz und räumt dem Investor ein Nutzungsrecht an den verlegten Fasern ein.
Miete einzelner Glasfasern:
Die Miete einzelner Glasfasern durch Partner, die zwar keine Investitionen in den Netzausbau leisten wollen, jedoch die Technikebene für die Steuerung des Glasfasernetzes selber bestimmen wollen.
Miete von Übertragungsdienstleistungen:
Wie bereits bei der bestehenden DSL-Breitbandtechnologie seit Jahren im Markt etabliert, bietet Swisscom auch Wiederverkaufsangebote für Service Anbieter, die nicht in eine eigene Infrastruktur investieren wollen. Diese Anbieter können sowohl die Glasfaser als auch die übergeordnete Netztechnologie von Swisscom nutzen.
Swisscom: Das Kernstück der Grundversorgung bleibt die flächendeckende Versorgung der Schweizer Bevölkerung mit einem Netzzugang. Seit 2008 ist neu ein Breitband-Internetzugang mit einer Mindestbandbreite von 600/100 kbit/s vorgeschrieben. Die hundertprozentige Breitband-Abdeckung der Schweizer Bevölkerung war mit der Aufnahme in der Grundversorgung eine Weltpremiere.
Swisscom: Regulierung ist natürlich auch beim Glasfaserausbau ein Thema. Wie wichtig der Ausbau in der Schweiz ist, spiegelt sich tatsächlich auch in der Politik wider, wo verschiedene Vorstöße im National- und Ständerat hängig sind.
Neben der Unsicherheit über den funktionierenden Wettbewerb beschäftigt die Initianten die Frage, wer wann und zu welchem Preis in den Genuss dieser Technologie kommen soll und ob beziehungsweise wann, und wie weit in diesem Zusammenhang ein regulatorischer Eingriff nötig ist.
Aus Sicht von Swisscom drängt sich aber eine Regulierung zum jetzigen Zeitpunkt aus verschiedenen Gründen nicht auf:
1. Der Glasfaserausbau entwickelt sich in einem Wettbewerbsumfeld ohne regulatorische Eingriffe besser und trägt damit zu einer bestmöglichen Umsetzung der im Fernmeldegesetz (FMG) formulierten Ziele bei.
2. Das Mehrfaser-Kooperationsmodell fördert den erwünschten Wettbewerb auf allen Ebenen (Netz- und Dienste-Ebene) und es entsteht dadurch kein monopolistischer Flaschenhals. Swisscom, Elektrizitätswerke und Kabelnetzbetreiber investieren in den Breitbandmarkt und liefern sich einen dynamischen Netzwettbewerb.
3. Die wichtigsten Akteure im Glasfaserausbau haben auch ohne regulatorische Eingriffe bereits Kooperationsvereinbarungen und Einigungen zu wichtigen Fragen erzielt.
4. Die bevorstehenden Investitionen über mehrere Milliarden Franken werden nur bei Investitionssicherheit getätigt. Die Aussicht auf eine Regulierung von Glasfaser bringt Rechtsunsicherheit und lässt die Unternehmen befürchten, dass sie ihre Investitionen nicht werden amortisieren können.
5. Das Mehrfaser-Kooperationsmodell ermöglicht auch eine flächendeckende Erschließung der ländlichen Regionen.