Die Bundesnetzagentur hat kürzlich ihren finalen Entwurf zum Einsatz von Breitbandinternet per Kupfer eingereicht. Sowohl die EU-Kommission, als auch die Regulierungsbehörden aller anderen EU-Mitglieder, haben nun einen Monat lang Zeit, ihre Ansichten zu dem Entwurf zu äußern. Sind sich alle einig, kann schon bald mit Vectoring losgelegt werden.
Im Vergleich zu dem Entwurf aus dem April, hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) entscheidende Zusätze eingebracht. So soll nun ein Vectoring-Register alle Projekte zum Thema Vectoring regelmäßig dokumentieren und dadurch Probleme beim Ausbau zeitnah offenbaren. Weitere Regelungen betreffen die Gewährleistung einer gesteigerten Rechts- und Planungssicherheit. Dazu gehört beispielsweise der garantierte Zugriff von Telekom-Konkurrenten auf die „letzte Meile“, insofern beim Ausschluss sonst eine zuvor erfolgreich beantragte, staatliche Förderung zurückgezahlt werden müsste.
Bundesnetzagentur greift bei Problemen ein
Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, heißt die Präzisierungen im Entwurf willkommen, die nach Anregung durch Marktakteure formuliert wurden: „Wir verfügen nun über ein stimmiges und ausgewogenes Gesamtergebnis, das allen investitionswilligen Unternehmen chancengleiche und verlässliche Rahmenbedingungen für den Aus- und Aufbau von modernen TK-Netzen, insbesondere auch in ländlichen Gebieten, bietet.“ Eine Besonderheit sind die aktiven Handlungsoptionen, die der BNetzA zur Verfügung gestellt werden. Eine missbräuchliche Reservierung von Kabelverzweigern (KVz), einem grundlegenden Bestandteil der letzten Meile, soll ebenso geahndet werden können, wie das Ausbleiben des Ausbaus bei reservierten KVz oder das Ausbleiben von ersatzweise anzubietenden Bitstrom-Produkten. Entsprechende Sanktionen finden sich allerdings nicht in der aktuellen Fassung des Entwurfes und müssen noch erarbeitet werden.
Bis Ende 2013 praxisreife Vectoring-Tarife?
Ein kurzer Überblick: Vectoring wird die Übertragungsweise per Kupferdoppeladern genannt. Dadurch wird die Störanfälligkeit reduziert und die Datenübertragungsgeschwindigkeit, wie sie derzeit bei zahlreichen VDSL-Produkten zu haben ist, spürbar übertroffen. Manko für die Anbieter ist, dass ein entbündelter Zugang, wie bei VDSL üblich, unmöglich wird. Denn ein KVz muss in der Hand eines einzelnen Unternehmens sein, um die Technik effektiv einsetzen zu können. Die Telekom besitzt den überwiegenden Großteil der bundesweiten KVz. Bei ihrem Antrag zur Nutzung von Vectoring Ende 2012, hatte die Telekom die umfassende Kontrolle der letzten Meile für sich beansprucht. Im Sinne des Wettbewerbes hat die BNetzA sukzessive, in mehreren Entwürfen, kompromissfähige Leitlinien aufgestellt. Gib es aus der EU keine Einwände, könnte ab August der Startschuss für den Vectoring-Ausbau fallen.