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19. 03. 2015

Zukunftssicherung durch Breitbandinternet, vor allem auch in strukturschwachen Regionen, ist eines der wichtigen Themen der diesjährigen CeBIT. Auf dem „Breitbandgipfel“ wurde von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Forschung nicht nur das wie, sondern auch das warum diskutiert. Wir waren vor Ort und haben die interessante Diskussion für Sie zusammengefasst.

Arbeit an der „digitalen Gesellschaft“

Achim Berg (links), Hannes Schwaderer (rechts)Engagement für eine gute Internetanbindung im ganzen Land sei längst keine neue Erfindung, führte Hannes Schwaderer gleich zu Beginn des Breitbandgipfels aus. Schwaderer ist Präsident der Initiative D21, die sich bereits seit 1999 für die Verbesserung der Internetanbindung in Deutschland einsetzt. D21 gehörte gemeinsam mit dem Branchenverband BITKOM und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zu den Veranstaltern des Gipfels. Zu Beginn der Arbeit an der „digitalen Gesellschaft“ gehörte es in den ersten Jahren allerdings, überhaupt erstmal zu erreichen, dass alle Haushalte in Deutschland mit Internet versorgt sind. Über Breitband sprach man damals noch nicht, so Schwaderer. Dass das inzwischen anders ist, und flächendeckendes Breitbandinternet zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor gerade in Hinblick auf die auf der CeBIT ausgerufene Industrie 4.0 geworden ist, fügte BITKOM-Vizepräsident Achim Berg an. Man komme mit dem Ausbau „nicht so richtig voran“, es sei ein „heißes Thema“, so Berg kritisch in Richtung des zuständigen Ministers Dobrindt, der sogleich das Wort erhielt.

Minister Dobrindt: „Es gibt viel zu verlieren“

Alexander DobrindtAlexander Dobrindt führte die Reihe der kritischen Fragen auch gleich selbst fort, sprach von „tiefgreifenden Umwälzungen“, „Teilhabegerechtigkeit“ und „Wohlstandsverteilung“. Schließlich sei in einer sich verändernden Welt die wirtschaftliche, führende Position Deutschlands nicht in Stein gemeißelt. Ja, auch „ … für Europa gibt es sehr viel zu verlieren“, so der Minister, der dann auch gleich die Lösung für diese Problematik aus der Feder seines Ministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur präsentierte. Die Erfüllung dreier Aufgaben habe man sich auf die Fahnen geschrieben: Mehr Wettbewerb, gesteigerte Vernetzung und schnelle Netze sollen geschaffen werden. Dabei gebe es, gibt der Minister zu, Aufholbedarf. Man sei aber mit einer Breitbandabdeckung von etwa 2/3 aller deutschen Haushalte und einer über 90 Prozentigen LTE-Abdeckung auf einem guten Weg. Als Wegmarke bezeichnete Dobrindt das Jahr 2018, dann sollen überall in Deutschland 50 MBit/s erreichbar sein. Dieses Ziel sei aber selbstverständlich nur ein weiterer Schritt, „dann geht es weiter“, Anwendungen der Zukunft werden schließlich auch nach noch höheren Bandbreiten und fortschrittlicheren Übertragungstechniken verlangen.

Anwendungen in Zukunft und Gegenwart

Eine dieser Anwendungen, über die auf der CeBIT viel gesprochen wird, ist das vernetzte Automobil bis hin zum autonomen Fahren. Olaf Kleindienst vom Porsche-Innovator MHP stellte den aktuellen Stand aus diesem Bereich vor. Auch wenn es sich mit der Liebe der Deutschen zu ihren vier Rädern im Hinterkopf schwer fällt vorzustellen, ist sich Kleindienst sicher, dass das Smart Car, als Bestandteil der intelligenten Verkehrsführung in den Städten der Zukunft Wirklichkeit wird. Ginge es nach MHP, muss diese Zukunft gar nicht allzu fern sein. „Das Hauptproblem ist aber immer noch die Netzabdeckung“ gibt der Entwickler zu bedenken. Schließlich müsse bei autonomem Fahren eine ununterbrochene Verbindung mit extremst kurzen Latenzzeiten sichergestellt werden, um beispielsweise Gefahren zu erkennen oder den Kontakt zu den Verkehrsleitsystemen erhalten zu können. Auf eine Frage aus dem Publikum, warum die Technologie zur Steuerung der Fahrzeuge nicht gemeinsam mit Google oder Apple entwickelt werden könne, die bereits entsprechende Lösungen vorgestellt haben, entgegnete Kleindienst mit Sicherheitsbedenken. Sicherheit gäbe es nur mit einem geschlossenen System, am besten mit dem vorgestellten Porsche-System, dachte sich wohl mancher Zuhörer im Kopf hinzu.

Videodolmetschen im Testlauf

Franz-Reinhard Habbel beim VideodolmetschenEine etwas gegenwärtigere Anwendung für schnelle Netze, insbesondere mobile, stellte Franz-Reinhard Habbel vor, Sprecher des deutschen Städte- und Gemeindebundes. Doch zuvor machte er mit dem Ausruf: „Die Kommunen können nicht länger warten!“, auf die Probleme gerade in den ländlichen Regionen aufmerksam. In Zeiten steigender Flüchtlingsströme nach Deutschland, werde es zunehmend schwieriger für Arztbesuche oder Behördengänge, Dolmetscher für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.

 

Aber gerade bei sensiblen Themen sei eine passgenaue Übersetzung ausgesprochen wichtig, so Habbel weiter. Abhilfe könne hier das Projekt Videodolmetscher schaffen. Auf dem Podium demonstrierte Habbel, wie zügig ein Dolmetscher per Internet zugeschalten werden kann, um dann in einer kurzen Videotelefoniesitzung simultan zu übersetzen. Über 500 Dolmetscher mit einem Sprachschatz von derzeit 15 Sprachen stünden zur Verfügung. Ein Projekt mit großem Potential, dass derzeit in einigen Städten getestet wird.

Wachstum und keine Ende in Sicht

Zum Schluss rundete Prof. Dr. Manfred Hauswirth, Leiter des Fraunhofer Instituts FOKUS, die Referate mit einigen Erläuterungen aus der Sicht des Forschers und Technikers ab. Um das „Internet der Dinge“ realisieren zu können, ist sich Hauswirth sicher, führt kein Weg an schnellen Netzen vorbei. Dies untermauerte er mit einigen interessanten Zahlen. So werde sich der weltweite Datenverkehr bis zum Jahr 2020 um den Faktor 44 steigern, und dabei handele es sich noch um eine bescheidene Schätzung. Dabei werde der Abruf von Videos als Volumentreiber durch Big Data und Echtzeitanwendungen abgelöst werden. Derzeit beträgt der Anteil von Videostreams etwa 90 Prozent am gesamten Datenaufkommen, so Hauswirth, der gleich noch eine schier unglaubliche Zahl präsentierte: 90 Prozent der virtuellen Daten, die sich derzeit im weltweiten Umlauf befinden, seien in den letzten zwei Jahren produziert worden. Das lässt ahnen, welche Herausforderungen aber auch Chancen vor uns allen stehen.

Bilder: © VDSL-Tarifvergleich.de
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